Mein Regenerationsblog

Erdung

02. Schockraum und 1. Diagnose

Wir landeten mit dem Hubschrauber sanft auf dem dafür vorgesehenen Landeplatz bei der Tauernklinik in Zell am See. Im Schockraum angekommen, war erst einmal eine Menge Gewusel um mich herum. Ich wurde noch einmal nach dem Unfallhergang und meiner Schmerzen, sowie Beweglichkeit und meines Gefühls im Fuß und Bein gefragt. Der diensthabende Arzt schickte mich mit ernster Miene zum Röntgen und so wurde ich in den angrenzenden Röntgenraum geschoben.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam endlich der Arzt und sagte mir dass mein Schienbeinkopf sehr stark gebrochen sei. WAS? Gebrochen? Von diesen kleinen Sturz?? Er fragte mich nochmals, wie ich gestürzt sei und ob ich die Fußzehen bewegen und Gefühl im Fuß haben würde. Ja, zu beiden Fragen ein Ja! Er erklärte mir, dass mein Knie erst einmal wieder eingerenkt und eingegipst werden müsste. Nur so könne der Bereich ruhig gestellt und abschwellen. Dies müsse aufgrund der starken Schmerzen unter Vollnarkose und sofort passieren.
Ich wurde in einem nächsten Raum geschoben und ab da weiß ich eigentlich nicht mehr viel, bis auf das mir die Sauerstoffmaske aufgesetzt wurde…

Die nächsten Stunden sind mir nur noch ganz verschwommen und absolut verrückt im Gedächtnis geblieben. Die Narkose ließ mich schlafen, doch ich wurde ab und an wach. Ich sah einen Arzt der den Gips mit einer kleinen Fräse Aufschnitt. Ich redete mit einem Anästhesisten oder Pfleger sehr viel verwirrenden Quatsch … und als nächstes, wachte ich dann in einem Krankenbett in einem 4 Bettzimmer wieder auf.
Kurz darauf kam noch einmal ein Arzt herein und erklärte mir einiges. Er sagte mir dass die Heilung wohl extrem langwierig und schmerzhaft sein würde. Das Krankenhaus in Zell am See könnte die weiteren Operationen und Maßnahmen nicht fortführen, da dies in einem Heimat Krankenhaus erfolgen sollte. Ebenso fehlen in Zell am See die Fachspezialisten für solche Knieverletzungen. Ich sagte dem Arzt, dass ich in 4 Wochen vor dem Altar stehen muss und ob er mir eine realistische Einschätzung geben kann, ob das Wunschdenken ist oder nicht. Leider hielt er sich stark zurück und sagte dass schon alles gut gehen wird… Hmm, das war nicht überzeugend.

Ich rief meine Schwester an und informierte Sie über die erste Diagnose und wir beratschlagten uns über das weitere Vorgehen. Wir vereinbarten, dass Sie am frühen Abend nach Zell am See fährt und mir einige Sachen vorbei bringt. Glücklicherweise hatte ich alles eingepackt, was man bei einem Krankenhausaufenthalt gebrauchen könnte … Tablet, Bücher und Kopfhörer … ich werde also immerhin gut ausgestattet sein. Mein Kumpel durfte leider nicht mit, da aufgrund von den Covid-19 Maßnahmen, nur eine Besuchsperson pro Tag zugelassen war. Nun war es auch an der Zeit meine Freundin und zukünftige Frau anzurufen. Da ich erst abwarten wollte, was die erste Diagnose ergibt, wusste sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts über den Unfall und dass die geplante Hochzeit in 4 Wochen eventuell nicht stattfinden kann. Luisa war an diesem Tag selbst auf dem Weg nach Österreich, um mit Ihrer Freundin ebenso ein Junggesellinnenabschiedswochenende im Bikepark zu verbringen. Sie nahm es sehr gut auf und gab mir Hoffnung dass wirklich alles gut werden würde. Das gab mir Kraft und ich redete mir ab sofort ein dass ich in 4 Wochen Heiraten werde. Koste es was es wolle!
Meine Mutter und meine älteste Schwester sagten wir vorerst nichts. Ich wollte die beiden nicht weiter beunruhigen und sie erst informieren, wenn ich wieder in Deutschland bin. Sie können mir hier sowieso nicht helfen.

Nachdem meine Schwester wieder weg war, kam noch eine Krankenpflegerin in mein Zimmer und gab mir Thrombosestrümpfe für das rechte Bein und 2 Gehilfen in meiner Größe – die Rechnung würde per Post kommen.

Ich durfte nun mit den Gehilfen das Bett kurzzeitig verlassen.

Da ich in den nächsten Tagen nach Dresden in die Uniklinik transportiert werden sollte, musste ich mich mit meiner Auslandsreisekrankenversicherung abstimmen. Nach einigen Schrift- und Dokumentenwechsel per Email, teilte mir die nette Kollegin von der Allianz mit, dass Sie sich mit den Ärzten in Verbindung setz und alles weitere organisiert.

Abends gab es eine sehr leckere Gulaschsuppe als Abendbrot und natürlich meine Schmerzmittel. Ab diesem Tag, werden die Schmerzmittel meine treuen Begleiter sein. 

Mit dem Gipsverband am Bein waren die Schmerzen erträglich, sodass ich mit Hilfe der Gehilfen ins Bad und zur Toilette kam. Ich werde später noch merken müssen, dass diese Kleinigkeit purer Komfort und Lebensqualität bedeutet.

Da ich bereits im Normalzustand schlecht einschlafen kann, ließ ich mir beim letzten Rundgang der Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen eine Schlaftablette geben.

Also dann: Kopfhörer ins Ohr, langweiliges Hörbuch an und hoffen das die beiden Zimmerkollegen keine Exzessiven Schnarch Orgien feiern… 

Gute Nacht.

 

Linkes Bein im Gipsverband

Corona Hinweisblatt aus dem Krankenhaus in Österreich

Blick über Zell am See